Diabetisches Fußsyndrom: 5 Tipps zur richtigen Prophylaxe

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Wir sind es gewohnt auf die Signale unseres Körper vertrauen zu können. Vor Allem der Schmerz ist ein deutliches Warnsignal. Was aber, wenn wir uns plötzlich nicht mehr darauf verlassen können? Was tun, wenn wir keine Signale mehr erhalten? Wie können wir uns trotzdem schützen?

Nach rund 15 Jahren aktiver Krankenpflege kann ich Ihnen versichern, früher oder später können sich viele Diabetiker nicht mehr auf die Signale ihres Körpers verlassen. Grund dafür ist der überhöhte Blutzuckerspiegel der die Nerven und Blutgefäße in den unteren Extremitäten enorm schädigt. Empfindungen gegenüber Druck, Hitze und Schmerz gehen mit der Zeit verloren und das Risiko einer unbemerkten Verletzung an den Füßen steigt rasant an.  Ist erst mal eine Wunde vorhanden, heilt sie bei Diabetiker wesentlich langsamer als bei anderen Menschen.

Viele Diabetiker wissen gar nicht, dass sie ein erhöhtes Risiko für das sogenannte diabetische Fußsyndrom haben. Dabei handelt es sich um einen Sammelbegriff für alle krankhaften Veränderungen der Füße die der Diabeteserkrankung zugrunde liegen. Von Fehlbildungen der Zehen oder des gesamten Fußes, über  Wundbrand und Fußgeschwüre, bis hin zu schwerwiegenden Infektionen. Wie können Sie sich davor schützen und das Risiko eines diabetischen Fußsyndroms minimieren?

Ich habe für Sie die wichtigsten Tipps zusammengefasst um Ihrem Füßen ein langes, unbeschwertes Leben ermöglichen zu können. Denn Sie haben es in der Hand; Ihre Füße werden es Ihnen danken 🙂

1)     Verändern Sie Ihren Blickwinkel

Kontrollieren sie IMMER ihre Schuhe bevor Sie sie anziehen. Jeder noch so kleine Fremdkörper im Schuh kann ihren Fuß verletzen ohne dass Sie es  bemerken. Begutachten Sie ihre Füße mindestens 2x am Tag. Am besten morgens und abends. In erster Linie überprüfen Sie Ihre Füße auf Hautveränderungen wie Rötungen und Verletzungen aber auch Fußpilz. Vergessen Sie dabei nicht die Zehenzwischenräume. Zur besseren Sicht nehmen Sie einen Handspiegel oder bitten Sie einen Angehörigen um Hilfe, um problemlos auch die Unterseite der Füße begutachten zu können. Überschüssige Hornhautbildung ist ebenfalls ein wichtiger Hinweis und kann auf eine erhöhte Druckbelastung deuten. Haben Sie eine Verletzung entdeckt, kontaktieren Sie umgehend den Arzt, Apotheker, medizinischen Fußpfleger oder Wundmanager Ihres Vertrauens.

2)     Tragen Sie die richtigen Schuhe

Eine sehr häufige Ursache für Verletzungen an Füßen sind die falschen Schuhe. Zugegeben, ein sehr heikles Thema für viele meiner Patienten. Sowohl bei Männern, als auch bei Frauen höre ich immer wieder ein Seufzen, wenn ich ihnen Unterstützend zur Wundversorgung den Kauf eines „gesunden“ Schuhs nahelege. Vor Allem wenn die Worte „orthopädische Schumacher“ fallen, besteht eine akute Fluchtgefahr. Oftmals ich ein komplett orthopädisch angefertigter Schuh gar nicht notwendig. Häufig reicht es vollkommen aus Einlagen zu tragen, oder beim Kauf eines gewöhnlichen Schuhs folgendes zu beachten:

  • Vermeiden Sie hochhackige, spitze Schuhe. Gequetschte Zehen und Fehlstellungen wie Hammer- und Krallenzehen, sowie eingewachsene Zehennägel sind die Folge.
  • Vorsicht bei Riemen und kantigen Sohlen. Ständige Reibung kann die Haut schädigen und die Bildung von Hornhaut fördern. Achten Sie auf weiche Materialien.
  • Um das Risiko von Fußpilz und Schweißfuß zu minimieren, achten Sie beim Kauf auf atmungsaktive Materialien.
  • Passt der Schuh zwar in der Länge, aber ist er zu eng in der Breite? Dann greifen Sie nicht gleich zur größeren Schuhnummer. Lassen Sie sich vor Ort vom Verkaufspersonal beraten denn Ihre neuen Schuhe sollen passen, nichte einengen und Halt bieten.

Ist der Weg zum orthopädischen Schumacher dennoch notwendig, dann werden Sie überrascht sein. Heutzutage ist ein orthopädischer Schuh kaum mehr von einem herkömmlichen Schuh zu unterscheiden. Natürlich ist das aussehen des Schuhe abhängig von den Bedürfnissen Ihrer Füße. Aber viele meiner Patienten waren mit dem neuen Schuhwerk mehr als zufrieden. Gerne widme ich diesem Thema in nächster Zeit einen eigenen Artikel.

3)     Gönnen Sie sich regelmäßig eine medizinische Fußpflege

Bei der Fußpflege müssen Diabetiker besonders acht geben. Jede noch so kleine Verletzung die Sie sich durch „zu gute“ Pflege selbst zuführen, kann zu einem ernsthaften Problem werden.

Ich empfehle daher jedem Diabetiker, in regelmäßigen Abständen eine medizinische Fußpflege aufzusuchen und diese Tätigkeit in die Hände von Fachkräften zu legen!

Immer wieder erlebe ich Männer und Frauen mit kritischen Wunden die sie sich selbst zugeführt haben. Weil sie sich beim Nägelschneiden das Nagelbeet verletzt, oder beim Hornhautentfernen zu tief geschnitten haben. Da Ihr Schmerzempfinden reduziert ist, bemerken sie die Wunde oft erst wenn sie sich infiziert hat, oder stark zu nässen beginnt. Selten, aber dennoch kommt es immer wieder vor, werden Wunden verharmlost und so lange selbst therapiert, bis sie starke Infektionszeichen aufweisen oder übel zu riechen beginnen. Reicht die Infektion bis zum Knochen, dann kann es ernsthafte Konsequenzen haben. Somit Bitte ich Sie, die Fußpflege in die Hände einer diabetesgeschulten Fußpflege zu legen. Sehr gerne helfe ich Ihnen bei der Suche nach einer vertrauenswürdigen Anlaufstelle. Sehr empfehlenswert ist zum Beispiel  Martina Dangl   im 2. und 19. Bezirk in Wien.

4)     Tragen Sie Ihre Füße auf Händen

Ein gut gepflegter Fuß sieht nicht nur schön aus, er ist auch gesünder und vitaler. Hier ein paar wertvolle Tipps wie Sie mit einem sehr geringen Aufwand Ihre Füße selbst gut pflegen können.

  • Waschen Sie Ihre Füße täglich mit einer milden, rückfettenden Waschlotion. Verwenden sie Wasser unter 35 Grad und lassen Sie die Füße nicht länger als 3 Minuten im Wasser. Wenn die Haut zu sehr aufweicht, können Keime leichter eindringen.
  • Trocknen Sie sich gut ab. Vergessen Sie dabei nicht die Zehenzwischenräume. Vermeiden Sie starkes Rubbeln um die Haut nicht zu schädigen.
  • Entfernen Sie Hornhaut nur solange die Haut feucht ist und verwenden Sie dafür ausschließlich einen Bimsstein. Hände weg von Horhautraspel aus Metall. Überlassen Sie die Entfernung von hartnäckiger Hornhaut und Hühneraugen den Spezialisten.
  • Kürzen Sie Ihre Nägel nur mit einer Feile. Verwenden Sie keine Scheren, Knipser oder Zangen. Feilen Sie nur bis zur Zehenkuppe. Bei stark verformten, brüchigen, harten Nägel suchen Sie eine Spezialistin auf.
  • Cremen Sie Ihre Füße nach dem Waschen mit einer harnstoffhaltigen Creme oder Lotion ein. In den Apotheken finden Sie auch spezielle Produkte die übermäßiger Verhornung vorbeugen. Auch hier helfe ich Ihnen gerne bei der Wahl der richtigen Produkte.

5)     Begleiten Sie Ihre Füße regelmäßig zum Spezialisten

Österreich legt sehr viel Wert auf Prävention. Dafür wurden vielerorts sogenannte Fußambulanzen eingerichtet, die Betroffenen die Möglichkeit bietet, Ihre Füße regelmäßig untersuchen zu lassen.

Dort werden Ihre Füße auf Wachstum und Aussehen der Zehennägel, auf Druckstellen und Pilzerkrankungen untersucht. Weiters wird überprüft ob die Reflexe, Berührungs-, Druck- und Vibrationsempfindlichkeiten noch ausreichend vorhanden sind. Anhand einer „Fußdruckmessung“ wird mittels besonderer Einlagen die Druckbelastung Ihres Fußes gemessen. Sowohl relevante Blutwerte, der Blutdruck, als auch der aktuelle Status ihrer Gefäße werden bei diesen Kontrollen untersucht. Spezielle bildgebende Verfahren können bei Bedarf ebenfalls Teil der Untersuchungskaskade sein. Die Intervalle der Ambulanzbesuche werden Ihnen vor Ort vorgegeben und ich lege Ihnen ans Herz, diese Intervalle auch wirklich einzuhalten.

Eine Liste aller Fußambulanzen in Wien finden Sie hier: https://www.therapie-aktiv.at/cdscontent/load?contentid=10008.553748&version=1391175671

Nehmen Sie Kontakt mit mir auf, wenn Sie diese Untersuchungen außerhalb des Krankenhauses durchführen lassen wollen. Ich unterstütze Sie gerne bei der Koordination Ihrer Termine.


Quellen:

https://www.facediabetes.at/zahlen-und-fakten.html (07.10.18)

https://www.diabetesinformationsdienst-muenchen.de/erkrankungsformen/folgeerkrankungen/diabet-fusssyndrom/index.html (08.10.18)

https://www.diabetes-ratgeber.net/Diabetisches-Fusssyndrom/Die-richtige-Fusspflege-bei-Diabetes-55380.html (08.10.18)

 

 

die Wundmanagerin

Martina Bettschar
DGKP, WDM, akad. Pflegemanagerin
0664 991 085 77
office@diewundmanagerin.at